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1337. August 27. Steinau a. O. (act. et dat. i. Stynauia).

fer. quarta post d. b. Barth.

Joh., Hzg v. Schl. u. H. zu Steinau [Grotefend. Stammtaf. der schles. Fürsten II, 11], bek., daß er mit Rat s. Getreuen u. s. Räte freiwillig u. aus Liebe zu s. Brüdern Heinr. u. Konr., Hzgen v. Schl. u. HH. zu Sagan u. Oels, sowie zu s. u. s. Untertanen Nutzen m. s. Brüdern folgenden Vertrag abgeschlossen hat: Er verkauft u. verreicht denselben u. ihren rechtmäßigen Erben zum zukünftigen Besitz s. Land od. Hzgtum Steinau m. den Städten, Städtlein u. Burgen Steinau, Gora (Guhrau) u. Wrawenstat (Fraustadt) mit ihren dabeiliegenden Burgen Polkewicz (Polkwitz, Kr. Glogau), Hencyndorff (Heinzenburg, Kr. Lüben, ehemals Kr. Glogau, zu Groß-Heinzendorf gehörig, b. Polkwitz gelegen) [Die Trümmer der alten Burg dienen jetzt der dortigen Kirche zum Unterbau, vgl. Silesia (Glogau 1841), S. 29], Noua ciuitas (Neustädtel, Kr. Freystadt), Lynda (Lindau b. Neustädtel) u. Cabena (Köben, Kr. Steinau) m. ihren Distrikten, Territorien, Burgen usw., nichts ausgenommen, wie dies alles zum gen. Hzgtum od. Lande Steinau jetzt gehört u. von alters her gehört hat, zu vollem Eigentum u. gelobt ferner, diesen Besitz vor seinem (ihrem? nostro) Herrn, d. Kge v. Böhmen, auf Wunsch s. Brüder, sobald ihm der Kg dazu die Möglichkeit gibt, aufzulassen. Da schon auf seinen Befehl die Huldigung u. die Leistung des Treueides an s. Brüder u. deren Erben v. allen s. Edlen, Rittern, Knappen, belehnten u. unbelehnten Vasallen, Bgrn u. städt. Einwohnern geschehen ist, so macht er durch gegenwärtigen Verkaufsvertrag s. Brüder u. deren Erben zu wahren u. rechtmäßigen Besitzern des Hzgtums Steinau u. aller Zugehörungen, wobei er sich jedoch dasselbe im ganzen Umfang mit allen Nutzungen u. Einkünften auf Lebenszeit zu völlig freiem Besitze u. mit der vollen Untertänigkeit der Einwohner, auch gegenüber s. Brüdern, abgesehen von der Huldigung u. dem Treueid an diese, vorbehält, wie auch s. Brüder ihm für sich u. ihre Nachkommenschaft versprechen, ihn in nichts daran zn hindern, ferner ihn u. s. Lande zu schützen u. verteidigen zu helfen i. gegenseitigem Schutz- u. Trutzbündnis. Weiter gestatten s. Brüder freiwillig, daß, wenn er später eine rechtmäßige Gattin ehelichte [Hzg Joh. v. Steinau hatte bereits zwischen 1311 u. 1324 Margarethe v. Pommern, Witwe des Nik. des Kindes v. Rostock, geheiratet, die demnach bereits verstorben gewesen sein muß, vgl. Grotefend, Stammtaf. II. 11] [Die Vorlage hat deutlich "ducere non contingeret" nicht "ducere nos contingeret", wie die spätere Abschrift u. die Abdrucke bringen], er dann eine v. d. Städten Steinau od. Guhrau m. ihrem Distr. s. Gattin als Leibgedinge anweisen könne. Hat er sie mit Zustimmung u. auf Rat s. Brüder geheiratet, u. erzeugt er mit ihr einen Sohn oder Söhne, dann sollen die gen. Lande an s. Sohn oder s. Söhne auf dem Wege der Rechtsnachfolge gelangen; hat er sie ohne s. Brüder Hat u. Zustimmung geheiratet, dann soll die St. Fraustadt m. allen Herrschaften u. Rechten an dieselben u. deren Erben frei zurückfallen. Stirbt er aber ohne männl. Nachkommenschaft, dann dürfen sie die s. rechtmäßigen Gattin als Leibgedinge zugewiesene St. m. Distr. für 1500 Mk. auslösen. Ferner versprechen s. Brüder, daß, wenn er mit s. Vasallen, Bürgern u. Bauern eine Verhandlung zu halten hat (aliquid placitare habemus), daß er diese dann vor sich od. s. Hofgericht berufen muß u. daß jene (s. Brüder) sich darin nicht einmischen dürfen. Auch verspricht er s. Brüdern ohne jede Hinterhältigkeit, entweder den Lutold v. Lobyn (weiter unten Lobil), wenn er ihn sich für die Steinauer Burg vorbehält [Die Vorlage hat "si pro castello Stynauiensi nobis reseruauerimus", der Abdr. i. d. Schles. Lehnsurk. I, 150 Z. 4 a. d. späteren Abschrift bzw. den älteren Drucken "si pro castellano Stinaviensi nobis resignaverimus"], zu veranlassen, daß derselbe mit dieser Burg auch s. vorgen. Brüdern sich verpflichtet, od. aber den Konr. v. Cuchinsdorph bzw. e. andern, der s. Brüdern genehm u. wie Lutold u. Konr. gleich geeignet [Die Vorlage hat "coydoneum", der Abdr. i. d. Schles. Lehnsurk. a. a. O. Z. 7 "eo idoneum"] u. ehrenwert ist. Auch verspricht er s. Brüdern, mit keinem der benachbarten Fürsten ohne die Vermittlung, den Rat u. die Zustimmung s. Brüder zu kriegen od. zu streiten. Schließlich gelobt er ohne jeden Hintergedanken, diesen Verkauf niemals u. unter keinem Vorwand zu widerrufen, sondern ihn getreu u. unverletzlich zu beachten, nichts dagegen jemals heimlich oder öffentlich mit dem Rechte oder mit der Tat zu tun oder zu handeln.

Z.: Die HH. Heinr. v. Brunow, Joh. v. Lobil, Lutold v. Lobil, Konr. v. Chuchinsdorff, Pet. v. Gorin u. Peter Libink [In den Schles. Lehnsurk. a. a. O. Z. 20 falsch "Libnik"], Vasallen, ferner die Steinauer Bgr Gebr. Nik. u. Dietrich, Vögte, Heinr. Schenke (Tabernatoris), Cunad Preuße.


Bresl. Stadtarch. Hs A 4, Liber annalium deuolutionis Slesie etc. (a. d. Ende d. 14. Jh.), fol. 27/28 Nr. 24 i. e. Bestätigung d. K. Joh. v. Böhmen v. 25. März 1338 u. i. e. späteren Abschr. a. d. Ende des 15. Jh. m. verschiedenen Abweichungen, ebendas. A 3 (früher Hs 28) Nr. 278 [Eine andere auf dem betr. Regestenzettel i. Bresl. Staatsarch. (von c. 1875) verzeichnete handschriftl. Quelle "Copialbuch der Breslauer Domcapitelsbibliothek S. 306vo ff." war (Sept. 1922) i. Bresl. Diözesanarch. nicht zu ermitteln]. Abgedr. b. Grünhagen-Markgraf, Lehns- u. Besitzurk. Schles. etc. I, 147 ff. [Ebendas. S. 150 Z. 18 ist statt MCCCXXVII zu lesen M°CCC°XXX°VII°]. Ältere Abdrucke u. a. b. Ludewig, Rel. MSS Bd. V (1723), S. 623 ff. mit falscher Jahres- u. Tageszahl, u. b. Sommersberg, SS. rer. Sil. I, 372; inhaltlich m. d. falschen Dat. 25. Aug. 1337 i. d. Aufsatz v. Worbs, Gesch. des Hzgs Joh. v. Steinau i. d. Schles. Prov.-Blättern Bd. 72 (1820), S. 132 ff.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 29, 1923; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1334 - 1337. Herausgegeben von K. Wutke.